G E O R G   E G E R

 ANONYMOUS IDENTITY
 
installation
PUBLIC PLACES and

 THE WHITE CUBE

opening 15 September 6-8 pm

duration 20 November 2011

Georg Eger – Anonymous Identity

Die komplexe Frage nach Identität stand von Anfang an im Mittelpunkt Georg Egers künstlerischer Tätigkeit. In seinen Werken ergründet der Künstler die unzähligen Spielarten der menschlichen Existenz. Während seine neueren Arbeiten um Anonymität und Nicht-Existenz kreisen, werden in früheren Werken überwiegend einzelne Menschen in ihrer ureigenen Individualität dargestellt.

Mit der thematischen Verlagerung von der menschlichen Identität zur Anonymität geht eine Aufwertung des Bildhintergrundes bzw. des Raumes einher, der in den neueren Arbeiten der Reihe „somebody“ zum bildbestimmenden Element wird.

Das Motiv des anonymisierten Menschen behandelt Eger vielschichtig in seinen aktuellen Werken. Die Arbeiten „retreat“ (2011) zeigen beispielsweise lebensgroße, menschliche Schattenrisse, wobei die Kontur selbst noch gestört ist. Bei den aus PVC hergestellten weißen Figuren der Serie wurden Beine, Kopf oder Hände zu einer Rolle verkürzt. Die schwarzen Schattenrisse aus Leinwand sind in noch geringerem Maße als menschliche Figuren erkennbar, zumal ihre Umrisslinien durchgängig durch leichtes Einrollen nach innen entstellt wurden. In verschiedenen Positionen an der Wand und am Boden angebracht, verweisen die Figuren auf ihre Materialität und spielen mit den Wahrnehmungsgewohnheiten des Publikums. Zu seinen intakten schwarzen Silhouettenfiguren gesellt Eger in raffinierter Verkehrung gespiegelte Schatten, während die mit der Wand verschmelzenden weißen Figuren einen ungespiegelten schwarzen Schatten werfen („weird shadow“, 2011).

Stets wird bei den Betrachtenden ein Gefühl der Irritation oder teilweise auch der Bedrohlichkeit erzeugt, wie etwa bei den aus schwarz bemaltem, dünnen Leinen gefertigten Silhouettenfiguren „indecisive“ (2011), deren Körper augenscheinlich zerknüllt wurden und damit eine Misshandlung andeuten. Nicht minder beklemmend wirken die skulpturalen Arbeiten „hangover“ (2011), die ebenfalls aus Silhouettenfiguren (PVC) bestehen und wie abgelegte Kleidungsstücke über jeweils einen Stuhl hängen. Begleitend zur Ausstellung sind weiße Schattenrisse in verschiedenen, meist kleineren Größen im öffentlichen Raum, vorwiegend in der Umgebung der Galerie white8, zu finden. Unter dem Titel „being until removal“ appliziert der Künstler seine Figuren an freie Wände, getragen vom Geiste der Streetart, fotografiert sie und überlässt sie schließlich ihrem Schicksal.

Egers Auseinandersetzung mit dem Thema der Identität, das in seinem Werk eine Schlüsselposition einnimmt, ist vielseitig, originell und klug. Der Künstler positioniert sich damit, obschon er sich nie direkt auf kunsthistorische Vorbilder bezieht, in einer langen Reihe von Kunstschaffenden wie Cindy Sherman, Kiki Kogelnik oder auch Hans Bellmer, die ebenfalls mit (Selbst-)Inszenierungen, mit Silhouettenfiguren oder konstruierten (Puppen-)Wesen der schwierigen Frage nach der menschlichen Existenz begegneten. 

Georg Eger ist ein reifer Künstler, von dem noch viel erwartet werden darf.

Kaspar Mühlemann, 2011